Hinweise nach Missbrauchsstudie im Bistum Münster

Hotline und Internetseite eingerichtet.

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Mitte Juni hat das Bistum Münster seine Missbrauchsstudie vorgestellt. Die Untersuchung zählt 196 Beschuldigte zwischen 1945 und 2020, sowie 610 Betroffene. Nach Vorstellung der Studie hat das Bistum Münster weitere Hinweise erhalten. Die Hinweise kamen über eine Telefonhotline sowie eine Internetseite, die für weitere Betroffene freigeschaltet wurde. Fast alle Fälle bezogen sich auf die schon länger zurückliegende Vergangenheit. Bei einem möglicherweise noch aktuellen Fall wurde namentlich niemand beschuldigt, sondern es wurde nur eine Ortsangabe gemacht. Hier muss jetzt auch die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob und wie ermittelt wird.


Lest hier die Details:

In einer wissenschaftlichen Studie, die am 13. Juni veröffentlicht worden

war, hat ein Team der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster Fälle des sexuel-

len Missbrauchs im Bistum Münster sowie ihre Ursachen und Rahmenbedingungen untersucht

und dargestellt. Das Bistum Münster informiert jetzt über die auf die Vorstellung der Studie

erfolgten Reaktionen und Maßnahmen.

Bei einer eigens eingerichteten Telefonhotline, an der Fachleute in den Tagen nach der Vor-

stellung der Studie Hinweise zu Fällen entgegen nahmen, gingen 37 Anrufe ein. 13 davon wa-

ren anonym und enthielten keine Hinweise auf konkrete Taten oder Beschuldigte. Vielmehr

handelte es sich um Unmutsäußerungen und teilweise Beschimpfungen. Des Weiteren nahm

die Hotline 24 namentliche Meldungen auf und leitete sie alle an die Interventionsstelle des

Bistums Münster weiter. Deren Mitarbeitende nahmen mit allen Anrufenden, die korrekte Da-

ten hinterlassen hatten, Kontakt auf. Dieser lief über Telefon oder Mail. Einige der Anrufenden

leben in anderen (Erz-)Bistümern und wurden mit den dort zuständigen Stellen in Verbindung

gebracht.

In einem Fall schaltete die Interventionsstelle um den Interventionsbeauftragten Peter Frings

die Staatsanwaltschaft ein. Dabei hatte die anrufende Person allerdings keine Person namentlich

beschuldigt, sondern lediglich eine Ortsangabe genannt. Alle anderen Meldungen über die Hot-

line betrafen bereits bekannte Sachverhalte oder erfolgten, weil den Anrufenden eine Kontakt-

aufnahme durch das Bistum wichtig war.

Zusätzlich zur Hotline hatte das Bistum eine anonymes Meldeportal im Internet eingerichtet.

Dieses ist unter www.anonym-missbrauch-melden.de nach wie vor erreichbar. Darüber gingen

elf Meldungen ein, die die Interventionsstelle ausnahmslos alle an die Staatsanwaltschaft Müns-

ter weiterleitete. Sechs Meldungen konnten konkreten Personen zugeordnet werden. Die Übri-

gen sind nur schwer auswertbar hinsichtlich Ort und beschuldigter Person. Das Bistum wartet

hier die Rückmeldung der Staatsanwaltschaft ab.

Wie angekündigt hat sich außerdem nach Veröffentlichung der Studie Bischof Dr. Felix Genn

mit etwa 50 Betroffenen sexuellen Missbrauchs zu einem persönlichen und vertraulichem Ge-

spräch getroffen. Ob es weitere solcher Treffen geben wird, ist zurzeit in Überlegung. Das ent-

scheiden vor allem die Betroffenen.

Insgesamt hat die Zahl der Meldungen im Vergleich zum Zeitraum vor Vorstellung der Studie

nicht zugenommen. Nach wie vor melden sich immer wieder Menschen, die von ihrem Miss-

brauch teilweise erstmals sprechen wollen. Sie werden durch die Interventionsstelle oder durch

eine der drei unabhängigen Ansprechpersonen bei Fällen sexuellen Missbrauchs begleitet.

Wenn die Betroffenen dies wünschen, wird anwaltliche Beratung oder Begleitung bereitgestellt

und werden die Kosten dafür übernommen.

Zur Frage, wie mit den Gräbern verstorbener Amtsträger, die nachweislich für Vertuschung

von Missbrauchsfällen verantwortlich waren, im Dom und auf dem Domherrenfriedhof umge-

gangen wird, gibt es erste Vorschläge aus den Reihen der Betroffenen. Dazu bittet Bischof

Genn ausdrücklich um weitere Ideen von Betroffenen.

„Die Studie war ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Aufarbeitung, dem viele weitere folgen

werden und müssen“, sagt der Interventionsbeauftragte Peter Frings. Maßgeblich würden für

das Bistum dabei weiterhin Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen sein.

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