Cannabis-Clubs im Kreis Soest: Noch wird kein Gras geerntet

Seit Juli dürfen Cannabis-Clubs in Deutschland legal Cannabis anbauen. Im Kreis Soest gibt es bisher zwei solcher Clubs: in Werl und in Lippstadt. Wie läuft es für sie? Wann gibt es die erste Ernte? Die Lage scheint kompliziert.

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Viel Bürokratie für Cannabis-Clubs im Kreis Soest

"Es ist ein enormer Bürokratie-Aufwand", sagt Phillip aus Werl-Mawicke gleich zu Beginn des Interviews. Sein Kollege Fabian nickt: "Viele Anträge, viele neue Vorschriften, die man lesen muss. Wir haben auch schon einige Gesetzesbücher gewälzt." Die beiden gehören zum Vorstand des "Grüne Wiese e.V." - Werls erstem Cannabis-Club. Seit dem 1. Juli dürfen sogenannte "Anbauvereinigungen" in Deutschland legal Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder abgeben. Theoretisch. Praktisch ist es bis zur ersten Ernte aber offenbar ein langer, bürokratischer Weg.

13 Anträge bei Bezirksregierung Arnsberg - bisher keine Genehmigung

Zunächst braucht jeder Cannabis-Club in Deutschland eine Anbaugenehmigung der zuständigen Bezirksregierung. Bei der Bezirksregierung Arnsberg sind seit dem 1. Juli dieses Jahres 13 Anträge von Cannabis-Clubs eingegangen. Der Antrag der "Grünen Wiese" aus Werl ist dabei bisher der einzige aus dem Kreis Soest. Noch habe die Bezirksregierung keinen der Anträge genehmigt, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage. Laut Website dauert das durchschnittlich drei Monate. Der Werler Club ist aber zuversichtlich, dass die Genehmigung bald kommt: "Wir haben uns am Dienstag mit Vertreterinnen der Bezirksregierung getroffen, um Einzelheiten zu unserem Antrag zu besprechen. Der Termin lief gut. Wir rechnen mit der Genehmigung in den nächsten Wochen", so Fabian. Der Lippstädter Cannabis Club "The Herbal House" hat dagegen noch keinen Antrag auf die Anbaugenehmigung gestellt. "Wir arbeiten aktuell noch am Brandschutzkonzept", erklärt Club-Mitglied Ina Wienhold. Sie rechne damit, den Antrag in ungefähr vier Wochen einreichen zu können.

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Cannabis-Clubs und Städte müssen zusammenarbeiten

Doch die Genehmigung der Bezirksregierung ist nicht die einzige bürokratische Hürde für Cannabis-Clubs im Kreis Soest. Auch mit den Städten müssen sie sich einig werden. Dabei geht es vor allem um die Gebäude, die sie für den Anbau nutzen wollen. In Lippstadt laufe das bisher sehr gut, so Wienhold:

"Ich kann bisher nur Positives über die Zusammenarbeit mit der Stadt Lippstadt berichten."

In Werl scheint die Sache etwas komplizierter zu sein: Die "Grüne Wiese" hat bereits ein Gebäude im Werler Stadtgebiet angemietet, das sie für den Cannabis-Anbau nutzen möchte. Jetzt sei aber nicht klar, ob sie eine Nutzungsänderung beantragen müsse, um dort zukünftig Cannabis anbauen zu können. Aus ihrer Sicht fehle es da bisher an klaren Informationen durch die Stadt: "Man muss da sehr viel hinterhertelefonieren und unglaublich viele Anträge stellen", so Phillip. "Wir wünschen uns Unterstützung von der Stadt" ergänzt Fabian. "Wir haben den Eindruck, dass uns Steine in den Weg gelegt werden. Dabei spricht viel für unser Konzept." Die Stadt Werl sieht das anders. Die Frage nach der Nutzungsänderung werde aktuell von der Fachabteilung geprüft, erklärt Werls Pressesprecher Dirk Sodenkamp auf Anfrage. Die erste Anfrage des Cannabis-Clubs ging am 29. Juli bei der Stadt Werl ein, also vor einem Monat. "Sachgerechte Prüfungen benötigen eine gewisse Dauer", so Sodenkamp. Nach wie vor fänden konstruktive Gespräche zwischen der Stadt und dem Verein statt. Er ergänzt:

"Wir wollen niemandem Steine in den Weg legen."

Polizei: "Der Schwarzmarkt exisitiert nach wie vor"

Druck auf die Bürokratie macht auch der Schwarzmarkt. Der existiere nach wie vor, betont Diana Kettelhake, die Pressesprecherin der Polizei Soest. Mit der Teillegalisierung von Cannabis sollte vor allem der illegale Cannabis-Markt verschwinden und die Qualität des Stoffs sicherer werden. Das scheint in der Praxis bislang nicht zu funktionieren:

"Der legale Erwerb dürfte zurzeit die Nachfrage noch nicht decken können. Die Wachstumsdauer von Cannabis-Pflanzen im erlaubten Eigenanbau dürfte seit der Gesetzesänderung erst wenig konsumfähigen Ernteertrag eingebracht haben. Sprich: Es ist im Moment nicht möglich, die legale Nachfrage zu bedienen", so Kettelhake.

"Seit der Teillegalisierung ist der Schwarzmarkt enorm gewachsen", sagt dazu Fabian vom Cannabis-Club "Grüne Wiese". "Man bekommt mit, dass die Qualität sehr darunter leidet und viele Leute Sachen rauchen, bei denen sie gar nicht wissen, was das eigentlich ist." In ihrem Club wollen sie dagegen hochwertiges Cannabis produzieren, das streng kontrolliert werden soll, sagen die Gründer. Bis dahin brauchen sie aber offenbar noch viel Geduld.

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