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Feuerwehr gegen Politik: Streit um Neubau in Anröchte
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Feuerwehr gegen Politik: Streit um Neubau in Anröchte

Die Freiwillige Feuerwehr Anröchte protestiert öffentlich gegen Verzögerungen beim geplanten Gerätehaus. Die Politik verteidigt ihr Vorgehen – und betont: Der Bau kommt.

Veröffentlicht: Donnerstag, 03.07.2025 15:16

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Deswegen demonstriert die Feuerwehr Anröchte

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Die Debatte um den Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Anröchte hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Weil etwa 75 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr vor der Ratssitzung am 1. Juli demonstrierten, äußerten sich nun die politischen Fraktionen sowie Bürgermeister Alfred Schmidt in einer gemeinsamen Stellungnahme. Beide Seiten betonen ihre Verantwortung – doch bei der Frage nach Tempo, Priorität und Finanzierung gibt es unterschiedliche Ansichten.

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Feuerwehr schlägt Alarm

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In einem emotionalen Instagram-Post mit dem Titel „Warum wir heute demonstrieren – Feuerwehr Anröchte steht auf“ macht die Feuerwehr ihrem Frust Luft: Bereits seit 2008 sei klar, dass das aktuelle Gerätehaus nicht mehr den Anforderungen entspreche. Ein Schulungsraum fehle seit 2017, eine Gefährdungsbeurteilung aus 2012 habe dringenden Handlungsbedarf festgestellt. Trotzdem ziehe sich das Verfahren seit Jahren hin.

„Wir starten jetzt ins achte Jahr ohne Zustimmung zum Raum- und Flächenbedarf“, heißt es in dem Statement. Die Feuerwehr kritisiert wechselnde Planungsansätze, aus ihrer Sicht willkürlich gesetzte Budgetgrenzen und fehlenden politischen Rückhalt. Das aktuelle politische Kostenlimit von 11,5 Millionen Euro liegt laut Feuerwehr unter den seriös kalkulierten 12,2 Millionen – ein Gutachten der Kommunalagentur NRW soll belegen, dass weitere Einsparungen ohne funktionale oder sicherheitsrelevante Einschränkungen nicht möglich seien.

Die Feuerwehr formuliert klare Forderungen: Eine sofortige Ausschreibung des Baus nach dem aktuellen Raum- und Flächenprogramm, politischen Rückhalt für das Ehrenamt und ein Ende der Verzögerungen. „Wir haben die Schnauze voll. Aber wir geben nicht auf – für eure Sicherheit“, so der eindringliche Schlusssatz.


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Politik weist Vorwürfe zurück – und verweist auf Einigung

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In einer gemeinsamen Stellungnahme der im Gemeinderat vertretenen Fraktionen von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP sowie von Bürgermeister Alfred Schmidt heißt es, man habe das Projekt keineswegs verzögert – vielmehr sei man sich seit 2018 einig über die Notwendigkeit eines Neubaus. Bereits im Sommer 2024 sei ein Kompromiss mit der Feuerwehr erzielt worden: Ein Raum- und Flächenprogramm mit einem Kostenrahmen von 11,5 Millionen Euro wurde gemeinsam verabschiedet.

Die Politik betont: Sollte es im weiteren Verfahren zu Kostenüberschreitungen kommen, werde man Einsparungen vornehmen – jedoch nur dort, wo die Funktionalität des Gebäudes nicht beeinträchtigt werde. Die Finanzierung sei im Haushalt gesichert, von einem „Luxusbau“ oder „Prestigeprojekt“ sei nie die Rede gewesen.

Zugleich verweist man auf zahlreiche Investitionen in die Feuerwehr in den vergangenen Jahren, etwa für Schutzausrüstung und moderne Technik. „Es besteht somit keinerlei Zweifel daran, dass Rat und Verwaltung das Brandschutz- und Hilfeleistungszentrum an der Kliever Straße bauen werden und wollen“, heißt es in dem Schreiben. Derzeit werde die Ausschreibung vorbereitet und solle im September zur Abstimmung gebracht werden.

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Lest hier die gesamte Stellungnahme seitens der Fraktionen und des Bürgermeisters

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Gemeinsame Stellungnahme der im Rat der Gemeinde Anröchte vertretenen Parteien und des Bürgermeisters der Gemeinde Anröchte zur Kundgebung der Freiwilligen Feuerwehr vor der Ratssitzung am 01.07.2025

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Vor Beginn der Ratsitzung empfingen 75 Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Anröchte die Ratsmitglieder mit Plakaten und Spruchbändern, auf denen sie auf die aus ihrer Sicht schleppende Umsetzung des neuen Feuerwehrhauses an der Kliever Straße hinweisen wollten.

Im Zuge des Tagesordnungspunktes „Einwohneranfragen“ ließ Bürgermeister Schmidt Nachfragen und Aussagen von einigen Feuerwehrleuten zu und beantwortete diese direkt in der Sitzung.

Wir möchten einige Punkte aus der Diskussion aufgreifen und chronologisch beantworten:

Die Vorstellung der Machbarkeitsstudie durch das Büro K-Plan erfolgte in der Ratssitzung vom 11.07.2017 durch Frau Mathedi. Dort wurde als grobe Schätzung für den Neubau 7 Millionen Euro (ohne Grunderwerb) genannt.

Spätestens ab 2018 herrschte in der Anröchter Politik Einigkeit darüber, dass ein neues Feuerwehrhaus in Anröchte gebaut werden muss. Dies ist seitdem unter anderem in allen Haushaltsreden der vier Fraktionen in jedem Jahr nachzulesen.

Durch die Verwaltung wurde im Haushaltsplan des Jahres 2020 für das Jahr 2023 die Summe von 8 Millionen Euro für das neue Feuerwehrhaus veranschlagt.

Nach Diskussionen, die aufgrund der Höhe der Investition sicherlich sachgerecht sind – unter anderem zur Auswahl des Ingenieurbüros (die Firma K-Plan beteiligte sich nicht mehr an der Ausschreibung) – kam es nach Aufstellung des Raum- und Flächenprogramms zu Diskussionen um die Finanzierbarkeit des Objektes. Nach langen und teilweise kontroversen Diskussionen kam es im Sommer 2024 unter Moderation zu einer finalen Einigung zwischen Verwaltung, Feuerwehr und Politik.

Wir sind mit der Einigung auf ein Raum- und Flächenprogramm mit einem Kostenrahmen von 11,5 Millionen Euro am 12.08.2024 gemeinsam mit der Feuerwehr unserer Verantwortung gerecht geworden.

Der von allen Seiten akzeptierte Kompromiss lautet zusammengefasst wie folgt:

Das Raum- und Flächenprogramm wird ohne weitere Abstriche beschlossen, allerdings mit einer Finanzdeckelung von 11,5 Millionen Euro. Sollte sich im Laufe des Verfahrens ergeben, dass das Geld nicht ausreicht, so werden am Gebäude Einsparungen vorgenommen, welche die Funktionsfähigkeit des Gebäudes für die Feuerwehr nicht beeinträchtigen.

Dies kann unter https://www.anroechte.de/rathaus/rat‐ausschuesse auf der Internetseite der Gemeinde Anröchte in der Beschlussvorlage und Niederschrift der Ratssitzung vom 17.09.2024 unter Punkt 6 für jedermann zugänglich nachgelesen werden.

Es bleibt festzuhalten, dass die Finanzierung des Gebäudes im Haushalt der Gemeinde gesichert ist. Auch wurde seitens aller Fraktionen nie von einem Luxusbau oder einem Prestige-Projekt gesprochen. Darüber hinaus mangelt es der Politik in keiner Weise an der Wertschätzung gegenüber der Feuerwehr. Dies wurde nicht nur mit Worten, sondern auch mit den Investitionen der letzten Jahre und Jahrzehnte unter Beweis gestellt.

Im Gemeinderat haben wir jeden Bedarf der Feuerwehr nach bester persönlicher Schutzausrüstung oder modernem Fahrzeugbestand und technischer Ausstattung unterstützt.

Es besteht somit keinerlei Zweifel daran, dass Rat und Verwaltung das Brandschutz- und Hilfeleistungszentrum an der Kliever Straße bauen werden und wollen. Uns ist unsere Verantwortung für die Feuerwehr und zugleich auch für die finanzielle und haushalterische Situation der Gemeinde Anröchte sehr klar.

Das Planungsbüro bereitet aktuell die Ausschreibung aller Gewerke vor, damit die Ausschreibung in der Ratssitzung Anfang September freigegeben werden kann.

Wir sind immer noch der Auffassung, dass mit der Summe von maximal 11,5 Millionen Euro ein Objekt entstehen wird, welches die gesetzlichen Vorschriften für die Freiwillige Feuerwehr vollumfänglich einhält, funktional ist und darüber hinaus geeignet sein wird, den Feuerwehrleuten eine Basis zu bieten, die auch angenehme Zusammenkünfte nach den Einsätzen sowie vor und nach den Übungen und zu Versammlungen bereithält.

Wir sind uns der Bedeutung des Ehrenamts für Anröchte, insbesondere des Ehrenamtes der Feuerwehr, sehr bewusst.

Wir können nicht erkennen, an welcher Stelle gewollte Verzögerungen eingetreten sind. Vielmehr stehen wir nach wie vor hinter unseren gemeinschaftlich getroffenen Entscheidungen und werden die zügige Umsetzung des Projektes nach Kräften unterstützen.

Die Zuversicht von Politik und Verwaltung auf einen baldigen Baustart hat leider die Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr noch nicht erreicht.

Dazu bieten wir gern weitere Gespräche an.

Matthias Bürger (CDU-Fraktion)

Martin Fischer (SPD-Fraktion)

Tom Borgelt (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)

Frank Reimann (FDP-Fraktion)

Alfred Schmidt (Bürgermeister der Gemeinde Anröchte)

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