IHK: Die Wirtschaft im Kreis Soest steht vor Rezession

Laut Industrie- und Handelskammer steuert die Wirtschaft im Kreis Soest auf eine Rezession zu.

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Die Industrie- und Handelskammer teilte heute (17.10.) mit: Die Wirtschaft im Kreis Soest fällt in eine Rezession. Die Stimmung in den Betrieben sei so schlecht wie noch nie, das zeige die aktuelle Konjunkturumfrage. Die befürchtete Gasmangellage, hohe Energiepreise, Lieferengpässe und die hohe Inflation machen unseren Firmen extrem zu schaffen. Jedes vierte Unternehmen bei uns in der Region plant, Mitarbeiter zu entlassen. Eine dramatische Lage, die sich durch alle Branchen zieht: Indurstrie, Bau, Einzelhandel und viele mehr.

IHK-Präsident Andreas Rother zur aktuellen Lage:

„Die Situation ist dramatisch. Wir befinden uns am Beginn einer Rezession, da bleiben keine Zweifel."

Mit dem IHK-Konjunkturklimaindikator bewertet die IHK die Lage in den Unternehmen. Der Wert besteht aus Bewertungen der Lage und der Erwartungen. Dabei markiert die 100-Punkte-Linie die Grenze zwischen Wirtschaftswachstum und Rezession. Zum Jahresbeginn lag der Konjunkturklimaindikator noch bei 115,3 Punkten. Im Frühjahr fiel er dann schon auf 91 Punkte und jetzt auf 66 Punkte abgestürzt. Das sei der tiefste je gemessene Wert bei den IHK-Konjunkturumfragen, so IHK-Präsident Andreas Rother. Nicht mal das letzte Allzeittief, welches der erste Lockdown zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 verursachte, war tiefer. Zu dem Zeitpunkt fiel das Konjunkturklima auf 69,1 Punkte.

Was ist überhaupt eine Rezession?

Rezession beschreibt einen Rückgang. Konkret bedeutet das, dass die Wirtschaft nicht wächst, sondern schrumpft. Bemessen werden kann das am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Rezession sorgt dafür, dass die Unternehmen in der Region sparen müssen. Während nur noch zehn Prozent der Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen, geben 25 Prozent an, mit kleineren Belegschaften zu planen.

Die Ursache der aktuellen Rezession ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, sagt die IHK. Denn dieser hat die schnell steigenden Energiepreise, die Inflation und die daraus folgende Kaufzurückhaltung sowie den drohenden Gasmangel zur Folge.

Die Pressemitteilung der IHK im Wortlaut:

Wirtschaft fällt in Rezession

„Die Situation ist dramatisch“, bewertete IHK-Präsident Andreas Rother die Konjunktur im Hochsauerlandkreis und im Kreis Soest. Die Ergebnisse der Umfrage der IHK Arnsberg zeigen, dass die Stimmung in den Betrieben so schlecht ist wie nie zuvor. „Die befürchtete Gasmangellage, hochschnellende Energiepreise, Lieferengpässe und die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung lassen die Zukunftserwartungen der Unternehmen einbrechen“, fasst Andreas Rother die Ursachen zusammen. An der Befragung, die vom 26. September bis zum 11. Oktober stattfand, haben sich 430 Unternehmen beteiligt.

Der IHK-Konjunkturklimaindikator – er besteht aus Bewertungen der Lage und der Erwartungen – ist von 115,3 Punkten zum Jahresbeginn über 91 Punkten im Frühjahr auf jetzt 66 Punkte abgestürzt. „Das ist der tiefste je gemessene Wert bei unseren Konjunkturumfragen“, betont Präsident Rother. Das letzte Allzeittief verursachte der erste Lockdown zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020, als das Konjunkturklima auf 69,1 Punkte fiel. Dabei markiert die 100-Punkte-Linie die Grenze zwischen Wirtschaftswachstum und Rezession. „Wir befinden uns am Beginn einer Rezession, da bleiben keine Zweifel“, ordnet

Rother ein. Die Erwartungen der Branchen sind durchweg negativ. In der Industrie, im Bau, im Einzelhandel und der Verkehrswirtschaft finden sich keine oder nur noch einzelne Betriebe, die optimistisch in die Zukunft blicken. Eine Verschlechterung erwarten hingegen in der Industrie 58 Prozent der Betriebe, im Bau 89 Prozent, in den Dienstleistungen 52 Prozent, im Großhandel 78 Prozent, im Einzelhandel 69 Prozent, in der Verkehrswirtschaft 50 Prozent und im Gastgewerbe 54 Prozent. Alle Branchen zusammen genommen bleiben 36 Prozent der Betriebe, die zumindest von einer unveränderten Situation ausgehen. Der noch gute Auftragsbestand sorgt für eine zufriedenstellende Lage. So urteilt eine kleine Mehrheit von 27 Prozent mit Gut, denen gegenüber stehen 19 Prozent mit einem schlechten Lageurteil. Etwa jedes zweite Unter nehmen ist aktuell zufrieden. „Das darf aber nicht darüber wegtäuschen, dass sich auch die Wirtschaftslage seit Frühjahr deutlich verschlechtert hat“, ordnet Jörg Nolte, IHK-Hauptgeschäftsführer das Ergebnis ein. „Wir müssen auch sehen, dass 12 Prozent der Unternehmen, in der Industrie sogar 20,5 Prozent, bereits Standortverlagerungen in Betracht ziehen und für 7 Prozent der Unternehmen die Energiepreissituation existenzbedrohend ist“, zeigt er sich alarmiert. Auch vom Export gehe kein positiver Konjunkturimpuls aus, vielmehr erwartet die Industrie einen Rückgang des Auslandsgeschäfts.

Die Ursache der Rezession ist für die IHK der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Dessen Folgen die schnell steigenden Energiepreise, die Inflation und die daraus folgende Kaufzurückhaltung sowie der drohende Gasmangel sind. „Wir Unternehmer blicken mit riesiger Sorge auf die Entwicklung beim Gas. Ich mag mir eine Gasmangellage gar nicht vorstellen“, beschreibt IHK-Präsident Rother seine Befürchtungen. Wenn Unternehmen ihre Produktion einstellen, weil sie von der Gasversorgung abgeschnitten sind, folgen hohe Arbeitslosigkeit und eine Pleitewelle. „Das würde der Region mit ihrer starken Industrie nachhaltig schaden“, betont Rother. Es sei gut, dass der Staat einen Preisdeckel installiert, damit Unternehmen und Haushalte die Gaskosten etwas besser geschultert bekommen. „Ich befürchte allerdings, dass bei vielen damit die Motivation nachlassen könnte, Energie einzusparen.“

Damit Unternehmen ihre Mitarbeiter auf die Notwendigkeit, auch zu Hause Gas zu sparen, hinweisen können, startet die IHK eine Kampagne. „Wir werden Informations-Plakate und Flyer breit in der Unternehmerschaft streuen. Damit erhalten die Unternehmen ein Instrument, sich an die Belegschaft zu wenden“, erläutert Jörg Nolte. Der IHK-Hauptgeschäftsführer kritisiert zudem die finanzielle Situation, in der sich viele kommunale Energieversorger befinden: „Einige Stadtwerke fordern aktuell ihre Großkunden auf, zum Teil horrende Vorauszahlungen zu leisten.“ Hintergrund ist, dass vielen Versorgern, gerade auch Stadtwerken, die Liquidität ausgeht. „Daher mein dringender Appell an die Politik: Statten sie die Versorgungsunternehmen mit Liquidität aus. Es kann auf Dauer nicht funktionieren, dass Unternehmen, die aufgrund der Krisen oft selbst knapp mit Liquidität ausgestattet sind, die Versorger vorfinanzieren müssen.“

Von den negativen Gesamtaussichten bleiben auch die Investitionsplanung der Unternehmen nicht verschont. Viele Vorhaben werden gestrichen oder wenigstens verschoben. Im Ergebnis wollen 40 Prozent der Betriebe weniger als im letzten Jahr investieren und nur noch knapp 20 Prozent weiten ihre Investitionen aus. Das ist im Vergleich zum Frühjahr fast eine Umkehr der Investitionspläne. Investiert wird vornehmlich in den Ersatzbedarf (63,5 % Nennungen) und in die Rationalisierungen der Abläufe und Prozesse (41,4 %).

Ebenfalls negativ fallen die Beschäftigungsabsichten aus. Während nur noch 10 Prozent der Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen, geben 25 Prozent an, mit kleineren Belegschaften zu planen. „Dennoch bleibt das Fehlen von Fachkräften aus Sicht der Unternehmen eines der größten Risiken für die konjunkturelle Entwicklung“, betont Jörg Nolte. Das lasse hoffen, dass es in der akuten Krise nicht zu vorschnellen Entlassungen komme. „Vorausgesetzt, Gas bleibt verfügbar und die Gaspreisbremse funktioniert.“

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