Missbrauchsstudie zu "Causa Hengsbach"
Veröffentlicht: Montag, 21.10.2024 19:03
Franz und Paul Hengsbach, beide in Paderborn geweihte Priester, sollen in den 50er und 60er Jahren mehrere Frauen missbraucht haben. Beide sind inzwischen tot. Die Aufarbeitung des Falls Paul Hengsbach läuft bereits. Er war jahrzehntelang Gemeindepfarrer im benachbarten Langenberg. Die Aufarbeitungsstudie zu den Missbrauchsvorwürfen gegen Kardinal Franz Hengsbach beginnt jetzt.
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Die Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen auch in Paderborn eingesetzten Kardinal Franz Hengsbach werden ab jetzt in einer Studie aufgearbeitet. In drei Jahren sollen die Ergebnisse vorliegen. Seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe im Oktober 2023 gibt es aber schon jetzt Neues. Bisher war von zwei Missbrauchsvorwürfen gegenüber Kardinal Franz Hengsbach die Rede. Mittlerweile sind Hinweise auf sieben weitere mutmaßliche Missbräuche bei den Bistümern Paderborn und Essen eingegangen. Und die Suche nach Betroffenen und Zeitzeugen geht noch weiter. Wer Franz Hengsbach kannte oder erlebt hat, soll sich beim Institut für Praxisforschung und Projektberatung in München melden. Für die Aufarbeitung werden auch Familienmitglieder von Hengsbach interviewt und Akten der katholischen Kirche auf Hinweise durchgearbeitet. In etwa drei Jahren werden dann alle Ergebnisse präsentiert. Dazu schreiben Mitarbeiter der Forschungsstelle für Zeitgeschichte auch eine Biografie über Hengsbach. Die Kosten der Aufarbeitung liegen bei 785.000 Euro.
Das schreibt das Erzbistum Paderborn dazu
Aufruf an Betroffene und Zeitzeugen zur Mitarbeit
Im September 2023 wurden Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Franz Hengsbach bekannt. Diese beziehen sich sowohl auf seine Zeit im Erzbistum Paderborn als auch auf seine Amtszeit im Bistum Essen (1958-1990). Um diese Vorwürfe umfassend aufzuklären, haben das Erzbistum Paderborn und vier weitere Institutionen eine unabhängige wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben.
Beteiligte Institutionen und Forschungsteams
Die Untersuchung wird vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München, dem Forschungsinstitut „Dissens“ in Berlin und der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) durchgeführt. Auftraggeber sind das Erzbistum Paderborn, das Bistum Essen, die Bischöfliche Aktion Adveniat, das Militärbischofsamt und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Historischer Hintergrund
Franz Kardinal Hengsbach war von 1953 bis 1957 Weihbischof in Paderborn und später Bischof von Essen. Er bekleidete zahlreiche kirchliche Ämter, darunter katholischer Militärbischof (1961-1978) und erster Vorsitzender des Bischöflichen Hilfswerks Adveniat (1961-1988). Im ZdK war er von 1947 bis 1968 in verschiedenen Funktionen tätig.
Aufruf zur Beteiligung
Das Erzbistum Paderborn ruft Betroffene von sexuellem Missbrauch und Gewalt sowie Zeitzeugen auf, sich an der Studie zu beteiligen. Auch anonyme Meldungen sind möglich. Die Forschenden garantieren die Einhaltung strengster Datenschutzrichtlinien.
Kontaktmöglichkeiten für Betroffene und Zeitzeugen:
- E-Mail: Aufarbeitung@ipp-muenchen.de
- Telefon: 089-54359770
- Post: IPP München, Ringseisstr. 8, 80337 München
Vorwürfe gegen Paul Hengsbach
Neben den Vorwürfen gegen Kardinal Hengsbach wurden auch Anschuldigungen gegen seinen Bruder Paul Hengsbach, ebenfalls Priester im Erzbistum Paderborn, bekannt. Die Aufarbeitung dieser Vorwürfe erfolgt durch die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Paderborn und ein Forschungsprojekt der Universität Paderborn. Dieses Projekt untersucht die Amtszeiten der Erzbischöfe Lorenz Kardinal Jaeger, Johannes Kardinal Joachim Degenhardt und Hans-Josef Becker.
Betroffene, die ihre Erfahrungen einbringen möchten, können sich an Dr. des. Christine Hartig wenden:
- E-Mail: christine.hartig@uni-paderborn.de
- Telefon: 05251 60-4432
- Post: Universität Paderborn, Institut für Kirchen- und Religionsgeschichte, Warburger Straße 100, 33098 Paderborn
Zusätzlich steht der Interventionsbeauftragte des Erzbistums Paderborn, Thomas Wendland, als Ansprechpartner zur Verfügung:
- E-Mail: thomas.wendland@erzbistum-paderborn.de
- Telefon: 05251 125-1701
- Post: Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn, Team Intervention, Domplatz 3, 33098 Paderborn
Das Erzbistum Paderborn betont die Wichtigkeit der Beteiligung von Betroffenen und Zeitzeugen, um eine umfassende und transparente Aufarbeitung zu gewährleisten.