
Kreis Soest: Kirchen werden zu Wohnungen und Kitas
Die Kirchenlandschaft im Kreis Soest verändert sich grundlegend. Immer weniger Menschen besuchen Gottesdienste, gleichzeitig sinken die Mitgliederzahlen kontinuierlich. Diese Entwicklung zwingt sowohl evangelische als auch katholische Gemeinden dazu, über alternative Nutzungen ihrer Kirchengebäude nachzudenken. Bereits entwidmete Kirchen zeigen dabei unterschiedliche Wege auf, wie aus heiligen Stätten neue Lebensmittelpunkte entstehen können.
Lippstadt als Vorreiter bei Kirchenumnutzung
Lippstadt ging bereits vor knapp zwei Jahren einen wegweisenden Schritt: Drei evangelische Kirchen und ein Gemeindehaus wurden dort entwidmet. Die evangelische Kirchengemeinde reagierte damit auf die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und sinkende Besucherzahlen. Diese Maßnahme war Teil einer größeren Neuausrichtung, um die verbliebenen Kirchenstandorte zu stärken und gleichzeitig für die nicht mehr benötigten Gebäude sinnvolle Nachnutzungen zu finden. Der Prozess zeigt exemplarisch, welche Herausforderungen Kirchengemeinden im gesamten Kreis Soest bewältigen müssen.
Vielfältige Nachnutzungen in der Region
Die Beispiele alternativer Kirchennutzungen im Kreis Soest sind vielfältig und zeigen kreative Lösungsansätze. In Bad Sassendorf wurde eine ehemalige Kirche erfolgreich zu einem Wohngebäude umfunktioniert, wodurch neuer Wohnraum in der Gemeinde entstanden ist. Ein besonders interessantes Beispiel stellt die ehemalige Christopherus-Kirche in Lipperbruch dar: Sie gehört nun der griechisch-orthodoxen Gemeinde und dient weiterhin religiösen Zwecken, allerdings in einem anderen Kontext. Diese Lösung zeigt, dass Kirchengebäude durchaus ihre ursprüngliche Bestimmung behalten können, auch wenn sie den Besitzer wechseln.
Werl plant Kirchenumwandlung zur Kita
In Werl steht derzeit eine besonders bemerkenswerte Umnutzung zur Diskussion: Die katholische St. Norbert-Kirche soll in eine Kindertagesstätte umgewandelt werden. Hintergrund dieser Pläne ist der akute Platzmangel in der Kinderbetreuung, da zwei bestehende Kitas renovierungsbedürftig sind und bei einem Wegfall dieser Einrichtungen erhebliche Betreuungslücken entstehen würden. Die Kirchenumwandlung könnte somit eine praktische Lösung für zwei Probleme bieten: die sinnvolle Nachnutzung eines Gotteshauses und die Schaffung dringend benötigter Kitaplätze. Allerdings formiert sich Widerstand gegen diese Pläne.
"Wir fordern Erzbischof Bentz dazu auf, die geplante Entwidmung zu stoppen" - so lautet der Tenor einer Online-Petition, die Gemeindemitglieder gestartet haben.
Widerstand gegen Kirchenumnutzung in Werl
Die geplante Umwidmung der St. Norbert-Kirche in Werl stößt nicht bei allen Beteiligten auf Zustimmung. Gemeindemitglieder haben eine Online-Petition ins Leben gerufen, um gegen die Entwidmungspläne zu protestieren. Sie wenden sich direkt an Erzbischof Bentz und hoffen, die geplante Umnutzung noch stoppen zu können. Dieser Widerstand zeigt die emotionale Bindung vieler Gläubiger zu ihren Kirchengebäuden und verdeutlicht, dass solche Entscheidungen oft mit erheblichen Konflikten verbunden sind. Die Diskussion in Werl spiegelt eine Problematik wider, die viele Gemeinden im Kreis Soest und darüber hinaus beschäftigt: den Spagat zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und traditioneller Verbundenheit.
Autor: Sören Sölter

