Polizei rollt "Cold Cases" aus dem Kreis Soest wieder auf

"Mord verjährt nie" - und genau deswegen arbeitet die Polizei immer wieder Fälle auf, die nie aufgeklärt werden konnten. Vier Fälle aus dem Kreis Soest liegen beim Polizeipräsidium Dortmund jetzt wieder auf dem Schreibtisch.

Das Polizeipräsidium in Dortmund.
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Polizei rollt "Cold Cases" aus dem Kreis Soest wieder auf

Kein Mordfall sollte ungeklärt bleiben. Deswegen rollt die Polizei solche Fälle auch immer wieder neu auf und versucht mit neuen Techniken und Möglichkeiten die Täter zu überführen. Vergangenen Freitag hat das Polizeipräsidium in Dortmund einige solcher Fälle vorgestellt. Insgesamt 42 Fälle hat die Ermittlungsgruppe "Cold Cases" aktuell wieder auf dem Schreibtisch. Vier davon aus dem Kreis Soest.

"Die Angehörigen haben auch ein Recht darauf, dass diese Taten geklärt werden. Das sind ja auch furchtbare Taten und wir haben eine hohe Motivation diese Taten noch zu klären - Mörder nochmal zur Strecke zu bringen." (Kriminalhauptkommissar Gregor Schmidt)

Schwer Verletzte bei Möhnesee-Ellingsen gerettet

Ein Fall, der die Ermittler schon seit vielen Jahren beschäftigt, ist der versuchte Mord an Eva K. aus Dortmund im Jahr 1990. Die damals 16-Jährige wollte nach einer Partynacht per Anhalter nach Hause fahren. Sie steigt in einen dunklen Mercedes und schläft während der Fahrt ein. Als sie wach wird, befindet sie sich auf einem Feldweg und der Fahrer greift sie mit einem Messer an. Immer wieder sticht er auf die 16-Jährige ein. Er muss davon ausgegangen sein, sie sei tot, denn er hat sie einfach dort zurückgelassen.

Die Jugendliche hat es aber geschafft, sich Richtung Straße zu retten. Bei Möhnesee-Ellingsen wurde sie gefunden und in ein Krankenhaus gebracht. Bis heute ist unklar, wer ihr das angetan hat und auch Eva möchte unbedingt dazu beitragen, dass der Täter gefunden wird.

Ermittler setzen auf Hypnose

Sowohl den Ermittlern als auch dem Opfer ist auch 14 Jahre nach der Tat noch wichtig, dass der Täter gefunden wird. Inzwischen gibt es neue Techniken und Möglichkeiten, deswegen wird immer wieder an dem Fall gearbeitet. Zuletzt haben die Ermittler hier auf eine sehr außergewöhnliche Methode gesetzt: Die Dortmunderin hat in einer Hypnose den Fall nochmal durchlebt und so ein neues Phantombild des Täters erstellt. Mit diesem Bild und einer neuen DNA-Spur hofft die Polizei gleich zwei Fälle lösen zu können.

Ein ähnliches Schicksal wie Eva K. erlebte auch die Prostituierte Sylvia Gertrud B. Sie hatte allerdings weniger Glück. 1987 wurde ihre Leiche an einer Bundesstraße in Lippetal gefunden. Auch sie ist in Dortmund in einen dunklen Mercedes gestiegen. Die Beamten vermuten, dass beide Fälle zusammenhängen.

Ein Phantombild des Mannes, der 1990 auf Eva K. eingestochen und sie bei Möhnesee-Ellingsen zurückgelassen hat.
Ein Phantombild des Mannes, der 1990 auf Eva K. eingestochen und sie bei Möhnesee-Ellingsen zurückgelassen hat.© Polizei Dortmund
Ein Phantombild des Mannes, der 1990 auf Eva K. eingestochen und sie bei Möhnesee-Ellingsen zurückgelassen hat.
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Mordfall in Soest-Ostönnen sorgt viele Jahre für Misstrauen

Im Rahmen ungeklärter Kriminalfälle taucht ein Fall immer wieder auf: der Mord an Ursula Scheiwe aus Soest-Ostönnen. Inzwischen ist der Fall zwar gelöst, aber er hat die Ermittler viele Jahre beschäftigt. 1987 wurde Ursula Scheiwe in ihrer Wohnung in Soest-Ostönnen ermordet. Die Tätersuche gestaltet sich schwierig, denn in der Nacht waren viele Anwohnerinnen und Anwohner auf der Aufstiegsfeier des Fußballvereins. Der Kreis der Verdächtigen ist also groß. Erst nach 22 Jahren - also im Jahr 2009 - gibt es eine neue Spur. Mit einem neuen, damals riskanten, Verfahren konnten DNA-Spuren von einer gelben Wolldecke genommen werden. Jörg B. gerät in den Fokus der Ermittlungen und wird festgenommen. Kriminalhauptkommissar Gregor Schmidt erinnert sich noch gut an diesen Einsatz. Er leitet heute die Ermittlungsgruppe "Cold Cases" im Polizeipräsidum Dortmund:

"Es ist natürlich anders, wenn eine Tat jahrelang zurückliegt und der Täter das Ganze offenbar auch ein stückweit verdrängt hat. Die Überraschung war groß, als wir mit dem Haftbefehl vor der Tür standen. Das hat ihm ganz offensichtlich auch die Sprache verschlagen."

Viele Jahre nach der Tat fällt erst das Urteil für den Täter: sechseinhalb Jahre Haft. Nach jahrelangem Misstrauen und Unsicherheit sind viele Ostönner erleichtert. Andere sind schockiert, weil sie nie damit gerechnet hätten, dass der Täter ein Freund und Bekannter ist. Dieser Fall beweist: Mord verjährt nicht und es gibt immer wieder die Chance, solche Fälle aufzuklären. Zum Beispiel durch neue Techniken oder Zeugen, die sich nach vielen Jahren plötzlich melden.

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Weitere Cold cases aus dem Kreis Soest

Insgesamt 42 ungeklärte Fälle rollt die Ermittlungsgruppe "Cold Cases" des Polizeipräsidiums Dortmund jetzt wieder auf. Viele diese Fälle haben sich in Dortmund abgespielt, andere in Hamm, Unna oder dem Hochsauerlandkreis. Neben dem Fall Eva Kreklau werden dem Kreis Soest drei weitere Cold Cases zugeordnet:

  1. Am 9. Februar 2010 wird die Leiche von Bettina R. in einem Feld bei Lippstadt-Esbeck gefunden. Sie wies mehrere Stichverletzungen auf. Bettinas Ehemann hatte sie etwa zwei Wochen vorher als vermisst gemeldet.
  2. Am 24. August 2010 werden zwei Männer mit mehreren Schüssen auf offener Straße erschossen. Passanten hatten ihre Leichen auf der Ringstraße in Geseke-Störmede gefunden.
  3. Am 24. Oktober 1987 wird die Leiche der Prostituierten Sylvia B. in einem Feldweg an der B475 in Lippetal gefunden. Sie ist am Abend vorher in Dortmund in einen dunklen Mercedes gestiegen. Sie wurde durch mehrere Messerstiche getötet. Bei der Polizei steht die Vermutung im Raum, dass es sich hier um den gleichen Täter wie bei Eva K. handeln könnte.

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