Streit um Abtreibungen im Klinikum Lippstadt

Mehrere Mitarbeiter stellen sich offenbar gegen die Pläne der Geschäftsführung, Schwangerschaftsabbrüche in der Klinik in vielen Fällen nicht mehr durchführen zu lassen.

© Hellweg Radio

Seit dem 1. Februar sind diese nur möglich, wenn das Leben der werdenden Mutter in Gefahr sei. Dagegen sprechen sich offenbar mehrere Mitarbeitende aus Gynäkologie und Geburtshilfe aus - sie fordern, weiterhin auch medizinisch indizierte Abbrüche durchführen zu dürfen. Jetzt hat sich die Geschäftsführung des neuen Christlichen Krankenhauses in einer Pressemitteilung dazu geäußert. Die nun sehr eingeschränkte Durchführung von Schwangerschaftsabbrüche sei Vorraussetzung der katholischen Seite gewesen, um überhaupt Fusionsgespräche zu beginnen. Um die Gesundheitsversorgung Lippstadts zu gewährleisten, sei man auf diese Forderung eingegangen, so die Geschäftsführung.

Hier die komplette Pressemitteilung der Geschäftsführung:

Die Frauenklinik im Klinikum Lippstadt – mit der Geburtshilfe, Gynäkologie und Pränatalmedizin – genießt dank der hervorragenden Arbeit unseres pflegerischen und ärztlichen Teams einen sehr guten Ruf, weit über Lippstadts Grenzen hinaus. Im vergangenen Jahr wurden in unserem Haus 1.755 Babys geboren. Schwangere, Mütter, Neu- und Frühgeborene werden in unserem Perinatalzentrum auf höchstem medizinischen Niveau versorgt. Für den Wunsch vieler unserer Mitarbeiter des Zentrums für Frauenheilkunde, betroffenen Eltern bei einem medizinisch indizierten Schwangerschaftsabbruch* – von der Indikation über den Entscheidungsweg bis zum Eingriff – verantwortungsvoll beizustehen, haben wir als Geschäftsführung absolutes Verständnis.

Das entbindet uns jedoch nicht davon, den Versorgungsauftrag und das medizinische Leistungsspektrum unseres neuen Hauses als Ganzes in Betracht zu ziehen. Denn nur durch die Fusion zum Klinikum Lippstadt werden wir den Gesundheitsstandort Lippstadt langfristig sichern. Das betrifft konkret die ambulante und stationäre Behandlung von durchschnittlich 100.000 Patienten im Jahr sowie die Aufrechterhaltung eines breit gefächerten medizinischen Leistungsangebots.

Die – auch in diesem Sinne – im Zuge der Fusionsverhandlungen zwischen EVK und DFH getroffene Vereinbarung hinsichtlich der zukünftig sehr eingeschränkten Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen im Klinikum Lippstadt war eine Voraussetzung unserer katholischen Partner, um Fusionsgespräche aufzunehmen.

Insoweit war es aus Sicht unserer evangelischen Gesellschafter des neuen Klinikums nicht zu verantworten, die für die zukünftige Gesundheitsversorgung Lippstadts existenzielle Fusion beider Häuser schon an diesem Punkt scheitern zu lassen.

Unser Anliegen ist es, mit unseren Mitarbeitern weiterhin in den unmittelbaren, vertrauensvollen Austausch zu gehen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden.

Informationen zu individuellen Personalangelegenheiten haben und werden wir zum Schutz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin ausschließlich intern besprechen.

* Schwangerschaftsabbrüche aus sozialen Gründen bis zur 12. SSW waren in unserem Haus auch vor der Fusion nicht möglich!